Offener Brief an Alexander Dilger

Hallo,

im Folgenden findet ihr einen offenen Brief an Alexander Dilger. Wer diesen Brief mit unterstützen will möge uns bitte eine E‑Mail schreiben. Wir werden die Unterstützer dann regelmäßig im Internet veröffentlichen und aktualisieren.

Offener Brief an Alexander Dilger,

Landessprecher der AfD

Sehr geehrter Herr Dilger,

Sie sind Landessprecher der Alternative für Deutschland, deren Spitzenkandidat für NRW und Direktkandidat aus Dortmund für die Bundestagswahlen im September 2013.

Aus dem Bundesvorstand und dem wissenschaftlichen Beirat der AfD ist zu vernehmen, dass das Studium von Arbeiterkindern nicht erwünscht ist. Sie sind Professor an der Universität Münster und Leiter des Instituts für Organisationsökonomik.

So schrieb Konrad Adam, Bundesvorstand der AfD in einem Artikel mit dem Titel „Bildung lässt sich nicht umverteilen“:

Nachdem das katholische Landarbeitermädchen in seiner Funktion als Menetekel der Schulreformer ausgedient hatte, musste ein Nachfolger her, um die Bewegung in Trab zu halten. Der ist auch bald gefunden worden. Die Wahl fiel auf den Großstadtjugendlichen aus Hartz-IV-Milieu, männlichen Geschlechts, türkischer Herkunft und muslimischen Glaubens […] Da er sich schwertut mit dem Lernen, aber gern zusticht, wenn ihm irgendetwas nicht passt, liegt er bei den Schulabschlüssen am unteren, in der Kriminalstatistik am oberen Ende der Skala: ein ziemlich hoffnungsloser Fall, aber gerade so, als mehrfach geschädigtes Opfer der Gesellschaft, der ideale Zuwendungsempfänger für die deutsche, pädagogisch hochambitionierte Betreuungsindustrie.” 

Es handelt sich hierbei um eine diskriminierende Pauschalisierung gegenüber Arbeitersöhnen mit türkisch-islamischen Hintergrund. Es wird suggeriert, sie seien bildungsunfähig, „ziemlich hoffnungslose“ Fälle, ihnen wird ein Hang zu Gewaltverbrechen unterstellt. Zugleich diffamiert Adam pauschal diejenigen Menschen im Bildungssystem, die nicht seine Meinung der „Bildungsunfähigkeit“ teilen.

Adam ist leider kein Einzelfall. Auch Roland Vaubel vom Wissenschaftlichen Beirat der AfD und in Rheinland-Pfalz ebenfalls Kandidat für die Bundestagswahlen spricht sich anscheinend pauschal gegen das Studium von „Bildungsaufsteigern“ aus:

Dass die Ökonomen die Flucht in die Logik angetreten haben, hat jedoch einen weiteren Grund. Die vertikale Mobilität zwischen den sozialen Schichten hat im 20. Jahrhundert stark zugenommen, was zweifellos zu begrüßen ist. Der Anteil der Professoren und Studenten, die aus einfachen Verhältnissen stammen, ist heute weitaus größer als im 19. Jahrhundert. Das gilt auch für die Ökonomen. Wer in einem bildungsfernen Elternhaus aufgewachsen ist, bringt geringere sprachliche Fertigkeiten mit und ist daher im Bereich der verbalen Logik benachteiligt. Die mathematische Logik wird dagegen weniger durch das Elternhaus als durch die Schule vermittelt. Die Aufsteiger präferieren daher die mathematische Logik. Wer heute Volkswirtschaftslehre studiert, tut es nicht selten nur deshalb, weil er oder sie nicht gut Deutsch kann, sich aber ein naturwissenschaftliches Studium nicht zutraut. Da die Aufsteiger eher “linke” Positionen vertreten als die Kinder aus bügerlichem Elternhaus, würde man bei den Modellökonomen eine stärkere Linksorientierung erwarten. Für die amerikanischen Pioniere der mathematischen Modellierung (Paul A. Samuelson, Robert Solow, Kenneth Arrow) trifft dies eindeutig zu. Außerdem könnte eine Rolle spielen, dass sich der Modelllogiker weniger mit der Welt als mit seinem eigenen Gedankengebäude beschäftigt. Er nimmt die Welt weniger zur Kenntnis. Bei einem deutschen Ordoliberalen wird man nur selten logische Übungen finden.”

Hier wird wiederum mit unerträglichen und diskriminierenden Pauschalisierungen gegen Arbeiterkinder polemisiert.

Wir erwarten von Ihnen eine Stellungnahme.

Mit freundlichen Grüßen

Unterstützer:

Dishwasher — Magazin für studierende Arbeiterkinder, fikuS Referat beim AStA der WWU Münster, AStA der WWU Münster, Occupy Münster, CampusGrün Münster, Andreas Kemper, Johann Strauß, Martin Scharle, Tim Fürup, Detlef Lorber,  Philipp Johannes, Ufafo, CampusGrün, Michael Greif, Tobias Heinze, Michael Heidemann


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