Vortrag: Arno Dübel: „Deutschlands frechster Arbeitsloser“. – Eine klassistische Kampagne der BILD-Zeitung und ihre Wirkung.

30. Oktober 2012, 18:00 Uhr, Club Courage, Sternstraße 31, Münster

Arno Dübel: „Deutschlands frechster Arbeitsloser“.

Eine klassistische Kampagne der BILD-Zeitung und ihre Wirkung.

Der Erwerbslose Arno Dübel hat es in den vergangenen Jahren zu einer auffälligen medialen Berühmtheit gebracht, indem sein „Arbeitslosenschicksal“ durch BILD in einer groß angelegten Kampagne aufgegriffen wurde. Dübel verkörpert hier einen „Arbeitslosen“, der sich dem Leistungsdiskurs bewusst entzieht, um es sich in der „sozialen Hängematte“ gemütlich zu machen. Die Soziologen Christian Baron und Britta Steinwachs beleuchten in ihrem Vortrag diese Kampagne und stellen ihre empirische Analyse zahlreicher Leser*innenkommentare zur Berichterstattung über den von BILD als „Deutschlands frechster Arbeitsloser“ Bezeichneten vor. Ein wesentliches Ergebnis besteht darin, dass sich Klassismus nicht nur von oben oder aus der Mitte gegen Erwerbslose richtet, sondern auch vonseiten jener, die selbst prekär oder in Armut leben. Eingerahmt in den Kontext von Aktivierung, Postdemokratie und Prekarisierung, ergeben sich daraus dann auch weitere, ebenfalls zu behandelnde theoretische Fragen: Warum reproduzieren die Massenmedien klassenbedingte Diskriminierungsstrukturen? Welche Gründe hat die despektierliche Wahrnehmung des Schicksals „Erwerbslosigkeit“ durch die Lohnabhängigen selbst? Und in welchem Zusammenhang steht diese Diskriminierung mit dem politisch erzeugten sozialen Klima (Sarrazins Migrantenschelte, Westerwelles Dekadenz-Debatte etc.)? Damit versteht sich der Vortrag als Teil einer Erklärung des diskursiv beförderten Bröckelns der letzten Reste an Solidarität innerhalb der Lohnabhängigenklasse in Deutschland.

 

Bibliographische Angaben:

Christian Baron/Britta Steinwachs: Faul, frech, dreist. Die Diskriminierung von Erwerbslosigkeit durch BILD-Leser*innen. Münster. Edition Assemblage. Farbige Broschur. 143 Seiten. 14,80 Euro.

Die Referent*innen:

Christian Baron promoviert am Lehrstuhl für Wirtschaftssoziologie der Universität Trier zum Thema: „Der neue Klassismus? Eine kritische Analyse des massenmedialen Sozialstaatsdiskurses in Deutschland.“

Britta Steinwachs studiert im Master-Studiengang Soziologie mit dem Schwerpunkt „Wohlfahrt – Arbeit – Profession“ an der Friedrich-Schiller-Universität Jena.

 

In Zusammenarbeit mit der AStA Projektstelle “Club Courage”


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