Höhere Bildung ohne
familiäre Unterstützung
— Care Leaver an Hochschulen -

Liebe Studierende und Interressierte,

der folgende Vortrag findet im Rahmen unserer
Vortragsreihe “Hochschule für alle oder Elitenbildung” statt.

Wann:  Mi 19.11.  um 18 Uhr

Wo: H.2 Schlossplatz 46

Was: Vortrag und Diskussion

Höhere Bildung ohne familiäre Unterstützung
– Care Leaver an Hochschulen -

Referentin: Dr. Katharina Mangold

Die aktuelle (internationale) Forschung zum Übergang von jungen
Menschen aus den stationären Erziehungshilfen
(z.B. Pflegefamilie oder Wohngruppe) ins Erwachsenenleben
zeigt, dass die sogenannten Care Leaver in vielerlei Hinsicht
gegenüber ihren Peers benachteiligt sind.

Als Care Leaver werden junge Menschen bezeichnet, die einen
Teil ihres Lebens in stationären Erziehungshilfen (Wohngruppen,
Pflegefamilien etc.) verbracht haben und unmittelbar vor dem
Übergang in ein selbstständiges Leben stehen oder bereits
die Zuständigkeit der Kinder- und Jugendhilfe verlassen haben.
In ihrem Übergang in ein eigenständiges und selbstverant-
wortliches Leben sind Care Leaver auf vielfältige Weise
benachteiligt. Während junge Menschen in Deutschland mit
durchschnittlich 24 Jahren aus dem Elternhaus ausziehen
(vgl. Eurostat 2009), wird in den Erziehungshilfen eine
Selbstständigkeit mit 18 Jahren zum Normalfall erklärt.
Die daraus resultierenden und vergleichsweise hohen
Anforderungen an die Lebenskompetenzen stehen in einem starken
Kontrast zu den biografischen Erlebnissen und prekären
Lebensverhältnissen der jungen Menschen.

Zudem sind Care Leaver in ihrer Bildungs- und Arbeitssituation
benachteiligt. Insbesondere im Bereich höherer Bildung sind
Care Leaver deutlich unterrepräsentiert. Während die
Studierendenquote in England bei etwa 10 % liegt, so sind für
Deutschland keine Zahlen bekannt. Das verfügbare Wissen um die
Schulkarrieren der Care Leaver deutet jedoch darauf hin, dass
national mindestens ebenso schwierige Zugangsbedingungen zu
einem Hochschulstudium bestehen.

Im Vortrag werden Herausforderungen und Benachteiligungen in
Bezug auf den Übergang aus der Jugendhilfe in höhere Bildung
diskutiert. Es werden Hinweise geliefert, wie Schwierigkeiten
abgebaut und der Zugang zu höherer Bildung für diese
Zielgruppe erleichtert werden kann. Anhand biographischer
Fallstudien wird aufgezeigt, wie es einzelnen jungen Menschen
allen Hindernissen zum Trotz– wie etwa fehlende (elterliche)
Unterstützung – gelingen kann, ihre schulische Bildungs-
karriere erfolgreich zu bestreiten sowie ein Studium anzustreben
und zu beginnen. Zudem wird das Care Leaver-Netzwerk
Deutschland vorgestellt, das sich für die Belange und Interessen
junger Menschen im Übergang aus der Jugendhilfe und
insbesondere in höhere Bildung einsetzt.

 

Biografische Notiz:
08/2011: wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für
Sozial- und Organisationspädagogik der Universität Hildesheim

Arbeitsschwerpunkte: Transnationalitätsforschung, Übergänge
junger Erwachsener, Internationale Freiwilligendienste,
Kinder- und Jugendhilfeforschung, Qualitative Forschung


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